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In den Schulen und Klassenzimmern gehört Lärm oft leider zum Alltag, der wiederum u.a. zu Stress, Unruhe, Kommunikationsproblemen und Unkonzentriertheit führen kann. Für den Lärm sind aber nicht nur die Schülerinnen und Schüler und Lehrkräfte verantwortlich, sondern Lärm wird gesteigert durch den Nachhall in den Räumen. Dieser kann durch akustische Maßnahmen gedämmt werden und somit können die Unterrichts- und Schulatmosphäre stark verbessert werden.
Hätte der Architekt die Fenster und die Beleuchtung vergessen, wäre jedermann sofort klar – so kann man nicht unterrichten oder Kinder betreuen. Mangelhafte Akustik wird dagegen schicksalhaft akzeptiert.
Dabei kennen wir alle gute Akustik, z.B. im Wald wo das Knacken eines Astes sehr deutlich hörbar ist und schlechte Akustik, z.B. eine Durchsage in einem großen Bahnhofsgebäude. Dennoch gelingt selbst den Betroffenen nicht, eine Verbindung mit ihrem Lehrerarbeitsplatz herzustellen. Viele glauben, der hohe Lärmpegel im Klassenzimmer ist selbstverschuldet und auf ihr Unvermögen zurückzuführen, Disziplin in der Klasse durchzusetzen.
Dabei spielt sich vorzugsweise in vielen Kindertagesstätten und Grundschulen tagtäglich derselbe Teufelskreis ab:
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durch mangelhafte Akustik ist die Lehrkraft schlecht zu verstehen
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das Zuhören strengt sehr an
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die Kinder ermüden schnell(er) und werden unruhiger
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die Lehrkraft versucht die Unruhe durch lauteres Sprechen zu kompensieren, was nicht viel hilft
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Mittags sind Schülerinnen und Schüler und Lehrkraft erschöpft, ausgelaugt und die Lehrkraft zusätzlich noch heiser
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gleichzeitig ist die kognitive Leistungsfähigkeit der Zuhörenden, besonders das Kurzzeitgedächtnis, reduziert bzw. beeinträchtigt.
Und das nur, weil die Akustik in den Klassenräumen nicht die Anforderungen an moderne Kommunikationsräume erfüllt, wie sie z.B. in der DIN 18041 beschrieben werden.
Auf der einen Seite fällt regelmäßig Unterricht aus, weil Personal fehlt, auf der anderen Seite wird keine andere Berufssparte so häufig und frühzeitig aus gesundheitlichen Gründen in den Vorruhestand versetzt wie die Lehrkräfte.
Abgesehen vom Unterrichtsausfall sind die Schülerinnen und Schüler zusätzlich Betroffene. Denn Forschungen haben ergeben, dass bei zuviel Lärm der Erwerb des Lesens und Schreibens nachhaltig behindert wird.
Besonders trifft es die Schwächsten, also hörgeschädigte Kinder, Kinder mit Lernschwäche AD(H)S und Kinder mit nichtdeutscher Muttersprache.
Deshalb sollten bevorzugt die akustischen Verhältnisse in Kindertagesstätten, Grund- und Hauptschulen einer eingehenden Überprüfung unterzogen werden.
Von einer guten Akustik profitieren eigentlich alle:
- die Kinder, weil das Gehörte besser verstanden und behalten werden kann und Unterricht nicht mehr so anstrengend ist
- die Lehrkräfte, weil Unterrichten weniger stressig ist als bisher
- die Steuerzahlenden, weil bei besseren gesundheitlichen Bedingungen weniger Lehrende frühpensioniert werden.
Dafür sind 3000,- Euro, denn soviel kostet eine Akustikdecke etwa, gut angelegtes Geld.
Wer sich eingehender mit der Materie beschäftigen möchte, dem sind die nachfolgenden Internetseiten wärmstens empfohlen:
www.akustik.bllv.de
www.schulakustik.de
www.best-news.de/?raumakustik
Publikationen I - ISF - Institut für interdisziplinäre Schulforschung (isf-bremen.de)
Ein Text von Dipl.-Ing. (FH) Peter Hammelbacher, Mitglied im INQA-AK "Lärm in Bildungsstätten", https://www.inqa.de/
Kontaktdaten: Dipl.-Ing. (FH) P. Hammelbacher, peter.hammelbacher(at)t-online.de
Angebote und Infos
Kindertheater "Die wunderbare Ohrenschnecke"
Kindertheater für Grundschulen Die wunderbare Ohrenschnecke von "Mausini" zum Sprechen, Hören, Singen, Lesen und Lauschen. Das Prophylaxetheater klärt Kinder und Erwachsene in unterhaltsamer und fundierter Weise über Anatomie und Arbeitsweise der Ohren auf. Das gleichnamige Lernbilderbuch (siehe unten) animiert mit liebevollen Zeichnungen, rhythmisch-reimenden Versen und wertvollen Tipps, die Ohren zu beschützen und zu schonen.Hörpaket des ZPG
earaction: Online-Hörtest für Kinder und Jugendliche
Materialien für Schulen
Die wunderbare Ohrenschnecke: Büchlein über das Gehör und wie man seine Ohren schützen kann
Lärm und Gesundheit - Materialien für die Grundschule, als PDF zu beziehen bei der BZgA. Ebenso für die Klassen 5-10, außerdem Gesund und munter: Lärm und Konzentration - Lärmvermeidung, Stressbewältigung und Schutz des Gehörs
Zu viel für die Ohren?: Kleine Infobroschüre, die übersichtlich erklärt, was Lärm ist
Gut, dass du Ohren hast, gut, dass du hörst: Ein Vorlese Bilderbuch zum Download
Broschüre Lärm in Bildungsstätten von der "Initiative Neue Qualität der Arbeit" (inqa)
Das ergonomische Klassenzimmer als Beitrag zur guten, gesunden Schule: Report der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV). Beschrieben wird, wie in zwei Schulen beispielhaft jeweils ein Klassenzimmer unter den ergonomischen Gesichtspunkten Raumklima und Raumluftqualität, Akustik, Beleuchtung und Farbe, Möblierung und Fußboden optimiert wurde. Die Untersuchung zeigte, dass die Arbeits- und Lernbedingungen mit der ergonomischen Gestaltung der Klassenzimmer verbessert werden können und dass die ergonomische Gestaltung also ein wesentlicher Baustein für ein lern- und gesundheitsförderliches Klassenzimmer ist, der bei der Planung und Realisierung von Schulneubauten und/oder Sanierungen so umfassend wie möglich berücksichtigt werden sollte.
Die Sensibilisierung für das Thema Lärm und die Vorbeugung von freizeitlärminduzierten Hörschäden bei Kindern und Jugendlichen sind Gegenstand des neu erschienenen Handlungsleitfadens des LGL zur Konzeption von Präventionsmaßnahmen in der Schule.
Lernen und Gesundheit: Lärmschutz - Hör genau! Materialsammlung der DGUV