Die psychosozialen Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche durch die Pandemie haben den großen Bedarf an Präventionsmaßnahmen im Bereich der seelischen Gesundheit nochmals verstärkt. Psychische Erkrankungen betreffen alle Lebensbereiche und können zu körperlichen Erkrankungen, Ausgrenzung und Stigmatisierung führen. Sie wirken sich nachteilig auf die schulischen Leistungen aus und können persönliche Zukunftschancen verschlechtern. Den jungen Menschen fehlt nicht nur häufig das nötige Wissen über Hilfesysteme – sie schrecken auch davor zurück, rechtzeitig Hilfe in Anspruch zu nehmen, da das Thema häufig sehr schambesetzt ist.
Aus diesem Grund wurde für den Landkreis Freising das neue Projekt „Seelenstark“ zur Förderung der seelischen Gesundheit in der Schule entwickelt. Dieses ist in Zusammenarbeit zwischen dem Gesundheitsamt, der Kommunalen Jugendarbeit im Amt für Jugend und Familie und einer Kinder- und Jugendpsychiaterin und -psychotherapeutin entstanden. Finanziell wird das Projekt durch die Techniker Krankenkasse gefördert.
„Seelenstark“ richtet sich an Schülerinnen und Schüler ab der fünften Klasse im Landkreis Freising und kann an zwei Schultagen durchgeführt werden. Die jungen Menschen sollen erfahren, dass Höhen und Tiefen im Leben normal sind und was man tun kann, um wieder in sein seelisches Gleichgewicht zurückzufinden. Sie erkennen, wie man anderen in einer seelischen Krise eine Stütze sein kann und wann es wichtig ist, sich professionelle Hilfe zu holen.
Mit vielen praktischen Übungen, die zudem Spaß machen und zu bereichernden Diskussionen anregen, kann der Umgang mit Gefühlen und verschiedenen Stresssituationen trainiert werden. Die Klassen lernen verschiedene Entspannungsverfahren kennen und erleben, wie der Selbstwert gestärkt werden kann, um besser gegenüber alltäglichen Herausforderungen gewappnet zu sein. Dabei kann ergänzend ein Elternabend zum Thema angeboten werden.
Um das Projekt „in die Schulen zu bringen“, fand vor Kurzem in Räumlichkeiten der Realschule Gute Änger die erste Schulung für Multiplikatorinnen und Multiplikatoren statt. 20 Lehrkräfte, Jugendsozialarbeitende an der Schule (JaS), Schulsozialpädagoginnen sowie weitere Fachkräfte nahmen an der Schulung teil. Gefreut hat sich das Organisationsteam darüber, dass zudem einige Schulpsychologinnen dabei waren. Diese sind im Besonderen Ansprechpersonen für seelische Krisen bei den jungen Menschen. Die ausgebildeten „Multis“ bekamen ein umfassendes Theorie-, Handlungs- und Methodenwissen für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen im Bereich Schule und Jugendarbeit vermittelt.
„Wir freuen uns riesig über die große Nachfrage nach unseren Schulungen!“, sagt Sabrina Dietrich vom Organisationsteam „Seelenstark“. „Auch in den erprobten Workshops in den Schulklassen waren wir sehr über die Offenheit der Schülerinnen und Schüler im Umgang mit dem Thema überrascht. Die positiven Rückmeldungen und gerade die konstruktiven Verbesserungsvorschläge halfen uns enorm, das Projekt so lebensweltnah und bedürfnisgerecht zu gestalten.“
Die kommende Schulung im Juli ist aufgrund der starken Nachfrage bereits ausgebucht. Im Jahr 2025 finden die nächsten Fachkräfteschulungen am 4. und 5. Februar sowie 21. und 22. Juli statt. Nähere Infos finden sich auf der neuen Website unter www.seelenstark-fs.de.
Im Rahmen der zweitägigen Schulung erklärte Kinder- und Jugendpsychiaterin und -psychotherapeutin Petra Stemplinger u.a. das ich.live-Modell.
Die Teilnehmenden wurden zu Multiplikatorinnen und Multiplikatoren fortgebildet – und hatten zudem jede Menge Spaß.
Sabrina Dietrich (v.li.), Petra Stemplinger und Regina Cordary haben das neue Schulprojekt „Seelenstark“ entwickelt.
Das Interesse am Schulprojekt „Seelenstark“ ist groß: Die erste Schulung (Foto) war bestens besucht, die zweite Fortbildung im Juli ist bereits ausgebucht. Weitere Termine sind schon festgelegt.